Josef
Frauenschuh, oder "Sepp" wie ihn alle nennen, ist für Österreich's
Einzylinder-Fahrer ungefähr das was der Zauberer Gandalf für
die Hobbits in dem Film Herr der Ringe ist. Ein wahrer Meister seines Fachs,
ein Künstler der den meist doch etwas bockigen Einzylindern nicht
nur mehr PS sondern auch weitaus bessere Drehmomentkurven als im Serienzustand
verpasst. Im Gegensatz zu Gandalf's Zauberstab vollführt Sepp seine
Tuningtricks allerdings mithilfe von Schraubenzieher und Fräsbohrer.
Aber immerhin, das Ergebnis ist das gleiche. Es entsteht etwas was nur
wenige Leute seines Fachs "wirklich" können, nämlich dem
Motor eine Menge mehr an Pferdchen als in Serie zu entlocken. In der Einzylinder
Supermoto Szene, speziell unter KTM Fahrern geniesst Sepp schon zu Lebzeiten
einen legendären Ruf. Wenn Sepp zum Fräsbohrer greift verstummen
die Zweifler und lauschen ehrfürchtig dem Kreischen während dieser
im Zylinderkopf eintaucht.
Sepp startet heuer beim KTM TNT Cup
Josef Frauenschuh wird heuer
übrigens auch regelmässig im KTM TNT Cup starten. Sepp:"Starten
werde ich allerdings mit der "alten Hure", nicht mit der "Diavolo"." Naja,
nicht wenige Nichteingeweihte werden sich jetzt fragen "Wie zum Teufel
kann ich auf einer Hure, und dann auch noch mit einer alten, am Pann bei
einem Rennen starten?". Ganz einfach, die "alte Hure" ist der Spitzname
seines Testmotorrades an dem er die letzten 15 Jahre unzählige Teile
ausprobierte. Sepp:"Die alte Hure ist eine 1er Duke, Bj. 93, welche ursprünglich
ein Presse-Motorrad für Tests gewesen ist und ich, nachdem sie von
KTM ausgemustert wurde, gekauft habe." Dennoch gewinnt Sepp mit dem Bike
so ziemlich alles an Einzylinder-Rennen wo er an den Start geht.
Jürgen Pirstner:"Ich
lasse mich von Sepp adoptieren und hoffe dass er mir seine 136 PS Diavolo
vermacht", Mechaniker, Freundin Petra und Grossmeister des Einzylinder-Tunings
Sepp Frauenschuh
Neben der alten Hure hat
Sepp aber auch ein besonderes Gustostückerl in seiner Garage stehen
welche uns vor Neid erblassen lässt, nämlich eine KTM LC 4 mit
unglaublichen 136 PS!!! 136 PS, das müsst ihr euch mal vorstellen!
Wahnsinn, was!? Sepp:"Ich fahre das Bike zwar öfters am Ring und nehme
es immer auf die Rennstrecke mit, bei den Rennen selbst fahre ich dann
aber ausschliesslich mit der alten Hure sonst heisst es 'Der g'winnt
ja nur weil das Motorrad soviel PS hat'" Sehr fair, oder? Wir wissen
es zu schätzen zumal die 136 PS KTM LC4 wirklich eine absolute Rakete
ist. Wir wollen euch das Wahnsinn-Bike hiemit ein wenig vorstellen.
KTM
LC4 mit 136 PS!
Sepp:"Eigentlich war die
ganze Aktion ja nur eine Gaudi-Aktion. Ich und ein paar Kumpels wollten
einfach nur den stärksten Einzylinder-Motor machen des es gibt und
haben uns schon vor dem Start dieses Projektes jahrelang mit dem Gedanken
gespielt wie wir das machen können. Irgendwann sind es dann mal angegangen,
wir wollten eine Leistung die einfach ein Irrsinn ist und es war uns egal
ob der Motor bereits nach 10 Minuten hochgeht. Hauptsache er hat eine Menge
Leistung gehabt." Mittlerweile sind Sepp & Kumpels aber schon seit
4 Jahren mit diesem Motorrad auf Rennstrecken unterwegs und haben sage
und schreibe ca. 100 Betriebsstunden raufgefahren, und dies reine Rennstrecken-Betriebsstunden!
Sepp:"Ausser ein paar kleinen Problemen mit Kupplung-Abbrennen oder Ketten
reissen hatten wir nie irgendwelche Probleme mit dem Motorrad. Einen Motorschaden
selbst überhaupt noch nie. Wir haben selber nicht damit gerechnet
dass der Motor so gut hält." Da sieht man wieder was KTM für
eine Qualität baut, oder? ;-)
Kompressor Motor von Rotrex, Trijet-Einspritzung
...
Das Bike selbst hat 675
ccm3, eine Trijet-Einspritzung und einen Kompressor-Motor von Rotrex. Während
ein Turbo über Abgas angetrieben wird, wird der Kompressor-Motor von
Sepp's Wahnsinns-Rakete über's Getriebe angetrieben. Sepp:"Der Kompressor
erreicht aber trotzdem ca. 170.000 Umdrehungen, ein Turbo im Gegensatz
etwas mehr, bis zu 300.000 Umdrehungen sogar." Mit diesem Kompressor der
über die Kurbelwelle angetrieben wird, wird die Luft verdichtet, geht
durch einen Ladeluftkühler in einen Drosselklappenkörper und
dann über die Ventile in den Brennraum." Dass das Zeug nicht ganz
einfach zu 'konfigurieren' ist, ist somit klar. Sepp:"Wir haben hunderte
von Stunden gebraucht bis sie gelaufen ist wie wir es wollten. Bei den
ersten Versuchen hatten wir gleich mal 102 PS, dann schafften wir es auf
118 PS, danach auf 125 PS und jetzt haben wir es geschafft satte 136 PS
rauszuholen."
Wer fährt damit eigentlich?
Wer fährt denn verdammt
nochmal mit so einem Ding? Stuntmen? Sepp:"Nein, eigentlich jeder den ich
lasse und der mir vernünftig genug erscheint solch eine Leistung beherrschen
zu können. Meine Freundin Petra z.B. fährt auch regelmässig
damit. Wenn sie mal oben sitzt, kriegt man sie kaum mehr runter."
Halt! Was steht da
für eine geile Kiste hinter der Diavolo? Schaut schwer nach Ferrari
aus...
Kosten
Sepp:"Der Rotrex Kompressor
kostet ca. 2.000 Euro, das ist nicht die Welt. Die vielen handgefertigten
Teile hingegen die wir in hunderten von Arbeitsstunden hergestellt haben
würden ein Vermögen ausmachen. Wir haben es uns eigentlich nie
ausgerechnet weil so etwas in Serie zu produzieren sowieso nie machbar
sein würde. Da ist die Arbeit unbezahlbar die da drinnen steckt."
Nicht in Serie aber in kleiner Auflage wäre so eine Frauenschuh Kompressor
LC4 aber möglich. Sepp:"Es wäre denkbar dass wir weitere 2-3
Stück dieser 136 PS LC4 aufbauen. Wenn sich dafür ein Käufer
finden sollte, müsste dieser aber auf jeden Fall Sachkenntnis haben.
Solch ein Bike ist ein absolutes Rennmotorrad und nicht geeignet mit der
Freundin nach Lignano Urlaub zu fahren."
Die Diavolo ist übrigens Baujahr
1998, die Plastix die drauf verbaut sind, sind 2005er. Original hatte sie
damals 624 ccm3 und 50 PS. Also ein Lapperl gegenüber der PS-Anzahl
die sie jetzt hat...
Mit der 3.ten bei 180 kmh geht sie in
den Wheely
Wie ist es eigentlich damit
zu fahren? Kann man so eine Höllenmaschine halbwegs derreiten?
Sepp:"Das Fahrgefühl
ist einfach nur geil. Wir haben sie sehr hoch übersetzt, nämlich
18-32, damit sind wir an der Grenze da hinten kein kleineres Ritzel mehr
drauf passt. Trotzdem dreht sie bis in den Drehzahlbegrenzer und erreicht
über 250 kmh. Mit dem dritten Gang kann man bei ca. 180 kmh noch locker
einen Wheely machen wenn man am Gasgriff dreht. In Mugello bin ich mal
252 kmh damit gefahren."
Und Aerodynamik?
Wie
sind da eigentlich die aerodynamischen Verhältnisse bei so einem Bike?
Flattert das Bike?
Sepp:"Natürlich flattert
das Bike, besonders um die 200 herum, über 200 wird sie dann wieder
ruhiger. Wichtig ist dass man den Lenker arbeiten lässt. Man darf
ihn nicht zu fest halten sondern muss ihm etwas Freiraum lassen. Bei einer
KTM SMC ist der Lenker z.B. sehr hoch, die hat eine Aerodynamik wie ein
Wandschrank, und da ist es nur natürlich dass sich der Lenker bei
hohem Speed zu rühren anfängt. Mann muss schauen dass man den
Körper so weit wie möglich nach vorne gibt um Gewicht auf den
Lenker zu bringen. Sie wird ab 200 kmh vorne sehr leicht."
Wie reagieren die Buckligen eigentlich
drauf wenn du sie mit der Duke überholst?
Sepp:"So eine R1 geht zwar
etwas schneller als die 136 PS Diavolo aber beim Anbremsen hat man die
Kerle dann wieder. Meistens hört man dann im Fahrerlager die Leute
reden 'Wahnsinn wie diese Ducati geht' weil sie glauben es ist eine Hypermotard.
Die haut's dann immer aus den Socken wenn ich ihnen sage dass sie eigentlich
von einem Einzylinder herpaniert wurden."
Wenn euch also am Mittwoch
am Pann beim KTM TNT Cup auf eurer Superduke eine 2er Duke auf Start-Ziel
stehen lässt dass ihr glaubt ihr habt den Leerlauf erwischt, macht
euch nix draus. Es ist der Sepp oder Petra die ihre 136 PS LC4 mal ein
wenig freiem Lauf lassen ;-)
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